Gedicht des Monats |
Die Welt geht noch nicht unter
(November 2024)
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Schwarzsehen ist
auch eine Lösung |
Die Welt geht noch nicht unter,
die Sonne geht noch auf.
Und doch denk' ich mitunter,
Mist häuft sich grad zuhauf.
Die Populisten siegen,
die Unvernunft gewinnt.
Ein Land kommt zum Erliegen,
weil eine Ampel spinnt.
Die Hoffnung stirbt am Ende,
du fragst: „Was wird aus mir?”
Vielleicht kommt heut' die Wende:
Black Friday sei mit dir!
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Der Mund ist aufgegangen (Oktober
2024)
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Foto mit freundlicher Genehmigung von
COS
Zahnärzte
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Der Mund ist aufgegangen
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Abendlied
(Matthias Claudius)
Strophen 1 & 3
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Der Mund ist aufgegangen,
schwarzgelbe Stumpen prangen
im Zahnfleisch kreuz und quer.
Der Zahnarzt starrt und schweiget
und aus dem Rachen steiget
der Mundgeruch und stinkt schon sehr.
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Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
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Seht ihr den Zahn dort stehen
Er ist nur halb zu sehen,
nicht strahlend und nicht schön!
So sieht man manche Sachen,
wenn andre Leute lachen.
Doch lieber würd' man sie nicht sehn.
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Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
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Ein Franke in Lederhose (September
2024)
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Trägt ein Franke Lederhose,
geht's ihm nicht um's nackte Bein.
Eher ist es eine Pose:
er will möglichst bayrisch sein.
„Bayern”, sagt er, „ist auf Erden
sowieso der schönste Fleck.”
Kanzler wolle er nicht werden,
denn sonst müsste er da weg.
(Inspiriert von „Das Streiflicht”,
Süddeutsche Zeitung, 23.09.2024)
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(August
2024)
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Ein letztes Mal 140
Zeichen
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Man fragt sich ob des ganzen Drecks:
Weshalb nur bleibt man noch auf X?
Nicht mehr sozial ist dies Milieu
und darum sag ich jetzt: „Adieu”!
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Joseph Biden (Juli 2024)
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Foto: Adam Schultz Quelle: Library of
Congress
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I Baci Fugaci (Juni 2024)
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„Flüchtige Küsse” oder „La Ragazza
di Vernazza” – Video
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Einst kam ich ins Städtchen Vernazza
und traf una bella Ragazza.
Wir tranken auf einer Piazza
viel Vino und ein, zwei Lavazza.
Es gab auch ligurische Pizza
und Träume von Urlaub in Nizza.
Die Küsse in kleinen Palazzi?
Nur flüchtig, die Angst: Paparazzi.
Und prompt kommt aus einem Palazzo
ein ziemlich erboster Ragazzo:
„Was machst du mit meiner Ragazza?
Verschwinde, du Schuft, aus Vernazza!”
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Oskar, sein Herrchen und das
Fahrrad (Mai 2024)
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Mein Herrchen hat ein Rennrad
seit er so vierzig ist
und allerlei Equipment,
er ist Perfektionist.
Ersatzschaltaugen, Flickzeug,
ein Minipumpenhaus
und ohne Tracking-Sportuhr
geht er schon nicht mehr raus.
Trikot und Fahrradhose,
die liegen knalleng an.
Auch Radsportunterwäsche
kam drunter irgendwann.
So tipptopp ausgestattet
fuhr er zur Alpentour,
auf der er übel stürzte
mit Unterarmfraktur.
Seit seinem Unfall macht er
nun meist den dummen Spruch:
„Mein Fahrrad hat 'nen Speichen-,
ich selbst 'nen Ellenbruch.”
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Der kleine Android (April 2024)
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Ein Kinderreim |
Der kleine Android,
der Menschen bisher mied,
der landet gleich auf deinem Bauch
und später auf der Nase auch.
Er streift die Wange leicht
und wenn die Zeit ihm reicht,
dann streift er auch die and're noch
(ganz nah an deinem Nasenloch).
Er fliegt am Ohr vorbei
(davon hast du gleich zwei).
Zum Schluss schickt er den Abschiedsgruß
zum rechten und zum linken Fuß.
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Daktylen in Dingelstädt…
(März 2024)
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… und
Hexameter im Eichsfeld |
Dingelstädt im schönen Eichsfeld hat sehr viel
Besond'res zu bieten.
Daktylen an allen Ecken und durchaus erschwingliche Mieten.
Auch eine Eisdiele gibt es mit Erdbeer, Vanille, Zitrone.
Waldmeister, Butterkeks, Apfel und Haselnuss sind auch nicht
ohne.
Sortenreich voller Aromen, Hexameter über die
Maßen.
Nur mit dem Müllmann der Eisbar ist wirklich so gar nicht
zu spaßen.
Geht man mit Hunden spazieren, dann weiß man schon
früh oder später,
bringt man Fäkalien zum Müll dort, dann ist man ein
Kotbeuteltäter.
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Die StUB (Februar 2024)
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Stadt-Umland-Bahn für Nürnberg, Erlangen und
Herzogenaurach
Kategorie: Gedichte verschönern
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Bildquelle: Claus Hirche / ZV StUB – https://www.stadtumlandbahn.de/presse/
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Originalgedicht
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Verschönertes Gedicht
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Die Streckenführung ist ein Graus.
Drum zieht der StUB den Stecker raus!
Der Unterhalt wird richtig teuer,
so wird die StUB zum Ungeheuer.
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Die StUB fährt zügig durch die Stadt
und übers Land, wenn man sie hat.
Herzogenaurach braucht sie sehr,
Erlangen-Nürnberg fast noch mehr.
Den Menschen kommt sie sehr zupass:
die StUB bringt sie zu Adidas,
zu Puma und zur FAU,
ganz klimaschonend noch dazu.
Vorbei am Stau mit wenig Krach
durch Tennenlohe, Büchenbach,
zu Siemens, Schaeffler vor die Tür.
Ich will die StUB, ich stimm dafür!
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(Nicht) Nur Struktur (Januar 2024)
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Ich halte meinen Schnabel nur,
durchtrennst du meine Nabelschnur.
Sonst schreie ich in einer Tour,
man hört das bis nach Bandipur.
Es wäre Lärm auf Feld und Flur,
in Stadt und Land, an Rhein und Ruhr.
Du müsstest sicher bald auf Kur,
bei Nabelschnüren bin ich stur.
Danach, so will es die Natur,
brauch' ich dann schleunigst Milchzufuhr.
Tagaus, tagein, rund um die Uhr,
da acht' ich nicht auf die Figur.
Mich intr'ressiert auch nicht die Spur,
mein Äußeres und die Frisur.
Das kommt erst mit der Hochkultur
(ich rede nicht von Dieter Nu(h)r).
Wann beug' ich mich der Diktatur
sozialer Zwänge, der Zensur?
Wann kommt die Ratingagentur
und fordert Leistung, Abitur?
Jetzt erst mal Wickeln (Müllabfuhr
und das nicht nur um sieben Uhr),
dann sehn wir weiter, aber nur
durchtrennst du noch die Nabelschnur.
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