Gedichte des Monats (2020) |
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Der schönste Platz der Erde (Januar
2020)
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Der schönste Platz der Erde,
an dem ich glücklich werde,
ist dieses Sofa hier,
komm' teile es mit mir.
Den Ort will ich nicht missen,
so viele weiche Kissen
und eine Decke auch
für den Privatgebrauch.
Es gibt auch kein Gedränge,
legst du dich nach der Länge
zu mir. Du liegst nicht krumm,
nur einfach andersrum.
Lass uns die Decke teilen,
im Hier und Jetzt verweilen.
Dass man so schnell vergisst,
wie himmlisch Ruhe ist.
Ich atme tief und schließe,
die Augen und genieße
den ... Wo? Was? Wie? ... Moment?
Oh Shit, total verpennt!
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Good Bye UK (Februar 2020)
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I wished until today
you'd stay.
I hoped you would remain.
In vain.
I think, it is naïve
to leave.
But now I must admit,
you quit.
Can't stand to see you go,
oh no.
We both ran out of luck,
oh damn.
P.S.:
The thing for which I yearn?
Return!
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Pandemie in Panama (März 2020)
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Pandemie in Panama?
Panikmache von Papa?
Pakt, Parteien, Parlament,
Pausen, Partystop, Patient.
Perfidie? Pech? Pestilenz!
Perspektive? Persistenz!
Per Personennahverkehr?
Pendeln? Pessimistenheer.
Piding, Pinzgau, Pistenfluch,
Pillen, Pieks, Pilotversuch.
Piacenza, Piemont,
Pisaschock an Pizzafront.
Pommes, Portwein, Poesie,
Postillion, Pornografie,
Popmusik. Pointenfrei:
Politik und Polizei.
Putzen, Purgatorium,
Pulmologe, Publikum.
Pulswert, pumpen, Pumatier,
Pudding, Pullern, Pupspapier.
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Ode an die Rolle (April 2020)
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Zwar bin ich von der Rolle
und trotzdem bin ich hier.
Man braucht wohl doch das olle
Recyclingklopapier.
An Örtchen (an den stillen),
steh ich in großer Zahl,
in Klos, zumeist mit Brillen,
nur nicht am Urinal.
Bei Stuhlgang, keine Frage,
geht gar nichts ohne mich.
Doch auch Miktion ertrage
ich täglich eigentlich.
Ich helf' in allen Lagen
mit Lagen eins bis drei.
Bin bei verdorb'nem Magen
mit drin, nicht nur dabei.
Und läuft einmal die Nase¸
braucht es nur zwei, drei Blatt,
so dass in dieser Phase
kein Popel Chancen hat.
Es gibt so viele Arten:
Der Hamsterkäufer weiß
vom sanften, rauen, zarten
Papier für jeden Scheiß.
Und nimmt man nun das feste?
Dem Bruder Hakle deucht
er wär' der allerbeste,
dabei ist er nur feucht.
Das war ein kurzer Abriss
zu diesem Thema hier.
Jetzt wünsch' ich wenig Dünnschiss
und reichlich Klopapier.
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Das süße Gift (Mai 2020)
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Das süße Gift war lang mein Freund
und hat es meistens gut gemeint
mit mir. Doch glaubt mir, wen's betrifft:
Auch wenn es süß ist, bleibt es Gift.
Es lenkt dich ab und es kaschiert
so viel. Du merkst nicht, was passiert
mit dir, es saugt dich förmlich aus.
So leicht kommt man da nicht heraus.
Du machst dich frei, es holt dich ein,
du denkst, du kannst nicht ohne sein.
Dann geht es doch, auch weil du musst.
Am Ende nicht nur ein Verlust.
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Oskar und der tolle Hecht (Juni 2020)
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Ein mir bekannter Hund
ist eigentlich sehr schlau,
nur nicht besonders bunt,
dafür macht er „Wauwau”.
Und weil er gern laut bellt
hat mancher Angst vor ihm.
In seiner eig'nen Welt
ist er der Chef im Team.
„Damit der Laden rennt
entscheide alles ich!
Nur das ist effizient,
berichtet stets an mich!”
„Dass ich es besser weiß,
das weiß doch jedes Kind!
Was kümmern mich Details,
die nie entscheidend sind!”
Er teilt sehr gerne aus,
steckt eher ungern ein.
Schon eine kleine Laus
kann leberschädlich sein.
Ich werd' nicht aus dir schlau.
Was fehlt dir eigentlich?
Dass jeder dich genau-
so lieb hat, wie du dich?
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1. FC Nürnberg (Juli 2020)
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Logo mit freundlicher Genehmigung der Pressestelle des
1. FCN
1.
FC Sorgenkind,
F
rüh war ich, wie's viele sind,
C
lubfan, also Fan von dir.
N
ie mehr dritte Liga hier!
Ü
berall brichst du Rekorde,
R
ettest dich. Und eine Horde
N ürnbergfans
will mit dir feiern,
B
ombenstimmung (nicht wie Bayern).
E
in besonderer Verein,
R
ätselhaft, oft will man schrei'n:
G
lubb, du solltst ka
Depp mehr sein!
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Drei Haikus (August 2020)
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Die Sonne schien hell,
doch bald schon ging sie unter.
Gänsehautmoment.
Ein Lächeln gelacht.
Aber dann ging es vorbei.
Der Gedanke bleibt.
Fünf Silben sind kurz,
drei Haikus sind kaum länger,
so wie der Sommer.
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Meinem maladen Mädchen (September
2020)
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Meinem maladen Mädchen
Übersetzung ins Deutsche von Axel
Horndasch
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A
une Damoyselle malade
Original aus dem Jahr 1537 von
Clément Marot
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To a Sick Damsel
Übersetzung #6 ins Englische von
Douglas Hofstadter
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Mädchen mein,
möge dein
Tag gut sein;
so allein
wie Arrest.
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Ma mignonne,
Je vous donne
Le bon jour;
Le séjour
C'est prison.
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My sweet dear,
I send cheer
All the best!
Your forced rest
Is like jail.
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Härtetest,
werde fit
und dann tritt
durch die Tür,
denn dafür
ist sie da,
Axel H.
rät es dir.
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Guérison
Recouvrez,
Puis ouvrez
Vortre Porte
Et qu'on sorte
Vitement,
Car Clément
Le vous mande.
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So don't ail
Very long.
Just get strong
Go outside,
Take a ride!
Do it quick,
Stay not sick
Ban your ache,
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Gönn' dir hier
ganz kokett
auch im Bett
trotz der Not
Honigbrot
zum Verzehr;
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Va, friande
De ta bouche,
Qui se couche
En danger
Pour manger
Confitures;
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For my sake!
Buttered bread
While in bed
Makes a mess,
So unless
You would choose
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bist du sehr
lang noch matt
wirst du statt
rot ganz bleich
und auch gleich
dünn und schwach.
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Si tu dures
Trop malade,
Couleur fade
Tu prendras,
Er perdras
L’embonpoint.
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That bad news,
I suggest
That you'd best
Soon arise,
So your eyes
Will not glaze.
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Komme, ach,
auf die Bein',
Mädchen mein.
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Dieu to doint
Santé bonne,
Ma mignonne.
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Douglas prays
Health be near,
My sweet dear.
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Infektionsschutzmaßnahmenverordnungsendhoffnung
(Oktober 2020)
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Die Welt sieht trist und gräulich aus,
ich sitz allein daheim.
Ich höre „Bleiben Sie zuhaus'!”
und mach mir meinen Reim.
Die zweite Welle hat mich voll
erfasst und reißt mich mit.
Die erste fand ich schon nicht toll,
auch wenn ich wenig litt.
Das Leiden aber geht viral,
trifft viele ganz direkt
durch Krankheit. Eine große Zahl
hat sich schon angesteckt.
Der Tod ist Teil der Pandemie,
rafft einige dahin,
abstrakt, verstörend irgendwie,
Misere ohne Sinn.
Das eine ist die Opferzahl,
doch sieht man überall:
der Schaden ist kollateral,
ein Katastrophenfall.
Konzerte, Kunst, Gastronomie,
am Abgrund oder weg,
viel Trauer, Frust und Apathie,
ein Riesenscheißendreck.
Die Hoffnung bleibt, der Sommer war
so leicht, fast unbeschwert.
Die Freiheit, einfach wunderbar,
war wieder eingekehrt.
Mit Zuversicht, Beharrlichkeit
kommt vieles bald zurück.
Es nimmt sich manchmal seine Zeit,
das dauerhafte Glück.
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Make America Sane Again (November 2020)
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Ich gönn' es wirklich Biden,
nein beiden gönn' ich's nicht.
Den Trumpf kann ich nicht leiden,
(auch wenn er Farben sticht).
Als POTUS wollt' er MAGA,
doch unter Donald litt
das Land, weil er - leicht gaga -
schrie: „Ich spiel' nicht mehr mit!”
Kein Klimaschutzabkommen,
raus aus der WHO!
Frau Clinton? Festgenommen?
Das kam dann doch nicht so.
Nun kann er nicht verlieren,
spricht dreist von Wahlbetrug,
will Biden noch blockieren.
Jetzt reicht's, es ist genug!
To Joe? Congratulation!
To you and your campaign.
Please make the States a nation
that's someday sane again.
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Jan Hofer (Dezember 2020)
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Foto: Paul Schirnhofer Mit freundlicher
Genehmigung des Büros Jan Hofer
J
eden Abend, zwanzig Uhr:
A
RD mit Tagesschau.
N
icht die Meinungsdiktatur,
H
ofers Jan verlas genau
O
nline oder linear
F
rohe und auch schlimme News.
E
r ist nun seit diesem Jahr
R
entner. Danke, schönen Gruß!
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